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Wildunfall mit dem Auto, was nun?

Wildunfall mit dem Auto - Rehe überqueren die Fahrbahn
Es ist passiert… obwohl Ihr bei jeder Autofahrt konzentriert seid, stets das Tempolimit einhaltet und ein vorsichtiger Fahrer seid, kam es zu einem Wildschaden. Das Auto ist stark beschädigt, vor Euch liegt ein totes Tier auf der Straße und weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Was müsst Ihr tun? Wie verhaltet Ihr euch in dieser Situation? Wer zahlt den Wildschaden am Auto? Und vor allem, wie könnt Ihr einen weiteren Wildunfall vermeiden? Alle diese Fragen möchten wir Euch in diesem Beitrag beantworten, Tipps und Ratschläge mit auf den Weg geben und zeigen, wie das Risiko für einen Wildunfall minimiert werden kann.
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Wann spricht man von einem Wildunfall?

Bei einem Wildunfall oder Wildschaden am Auto sprechen wir entweder von einer Kollision mit einem Wildtier und einem Fahrzeug oder einem Schaden, der durch ein Ausweichmanöver durch Wild auf der Straße entstanden ist. Es handelt sich um einen Wildunfall mit dem Auto bei folgenden Tieren:

  • Rehe
  • Hirsche
  • Wildschweine
  • Seehunde und Fischotter
  • Hasen, Füchse, Marder
  • Elche, Wisente

 

Im Schnitt kommt es auf den deutschen Straßen alle zwei Minuten zu einem Wildschaden am Auto. 2019 registrierten die Autoversicherer rund 295.000 Vorfälle, so viele wie nie zuvor und die Tendenz steigt. Häufig entstehen Kollisionen mit Rehen, dicht gefolgt vom Wildschwein. Unfälle mit Klein- und Nutztieren, sowie Federwild zählen nicht zu den Wildunfällen.

Welche Faktoren begünstigen einen Wildunfall mit dem Auto und wann ist das Risiko am höchsten?

Warnschild Wildwechsel Überwiegend passieren Wildunfälle in den frühen Morgen- oder Abendstunden. Besonders gefährlich sind dabei Wald- und Feldabschnitte, da hier der Lebensraum der Wildtiere ist. Von September bis Januar, aber auch von Juli bis August, befinden sich viele Wildtiere in der Brunft. Zu diesen Zeiten sind sie besonders aktiv, verhalten sich oft unkontrolliert und können auf die Straße laufen. Doch Achtung: mit einem Wildunfall ist das ganze Jahr zu rechnen!

Wenn die Wildtiere in ihrem sicheren Lebensraum nicht mehr genügend Nahrung finden, kommt es zum sogenannten Wildwechsel. Sie wechseln zwischen Wäldern und Feldern und müssen viele Straßen überqueren. Gefährliche Straßenabschnitte sind mit einem Warnschild für Wild gekennzeichnet, hier sollte man demensprechend aufmerksam weiterfahren. Ein unvorsichtiger und zu schneller Fahrstil, sowie Ablenkungen am Steuer sind häufige Gründe für einen Wildschaden am Auto.

Ab einer Geschwindigkeit von 80 km/h hat man einen Bremsweg von rund 55 m und bei 100 km/h sind es sogar knapp 80 m. Das Risiko für einen Wildunfall mit dem Auto ist dabei erschreckend hoch und kann gravierende Folgen haben.

Wie reagiert man richtig bei Wildkontakt und wie kann man das Risiko für einen Wildunfall mindern?

Fahrt immer sehr aufmerksam und vorsichtig über Landstraßen und Waldabschnitten, die möglicherweise sogar mit einem Warnschild für Wild gekennzeichnet sind und seid immer bremsbereit. Ein gutes Scheinwerferlicht kann Euch bei Dämmerung oder im Dunkel sehr behilflich sein. Moderne Halogenlampen wie beispielsweise die „Night Breaker Laser“ von Osram bieten eine deutlich höhere Ausleuchtung der Straßen als gewöhnliche Glühbirnen. Damit können die Tiere früher gesehen und entsprechend reagiert werden. Zusätzlich solltet Ihr durch eine saubere Scheibe stets freie Sicht auf den Straßenverkehr haben.

Solltet Ihr ein Wildtier am Straßenrand oder schon auf der Straße entdecken, reduziert Eure Geschwindigkeit, ohne gleich in eine Vollbremsung zu gehen. Achtet dabei unbedingt auf mögliche Fahrer hinter euch, sodass es nicht zu einem Auffahrunfall kommt. Schaltet Euer Fernlicht aus und benutzt nicht die Lichthupe. Das blendet die Tiere und sie bleiben meistens irritiert stehen. Besser ist es, wenn Ihr das Wildtier durch hupen verscheucht und so einen Wildunfall vermeidet.

Wägt ab, ob ein Ausweichmanöver sinnvoll ist, ohne dass andere Verkehrsteilnehmer zu Schaden kommen. Bedenkt, dass ein Aufprall mit einem Hasen nicht so gefährlich ist, wie mit einem Reh. Oftmals ist ein Zusammenstoß sinnvoller als ein Ausweichen, da so der Schaden geringer ausfallen kann.

Außerdem ist zu beachten, dass Wildtiere meistens nicht allein unterwegs sind. Weitere Tiere können unmittelbar folgen. Ihr könnt andere Verkehrsteilnehmer durch Lichthupen auf die Gefahrenstelle hinweisen, damit sie keinen Wildunfall erleiden.

Wie verhalte ich mich bei einem Wildunfall mit dem Auto?

  • aufgestelltes Warndreieck bei Wildschaden Ruhe bewahren! Bringt euer Fahrzeug zum Stehen und schaltet die Warnblinkanlagen an. Zieht euch eine Warnweste an und sichert zusätzlich die Unfallstelle durch das Warndreieck ab.
  • Sind Personen verletzt? Falls ja, wählt die 112 und leistet Erste Hilfe.
  • In jedem Fall müsst Ihr die Polizei unter der 110 verständigen.
  • Kontaktiert den zuständigen Förster (gerne mit Hilfe der Polizei), welcher Euch in der Regel eine Wildschadenbescheinigung ausstellt. Diese braucht Ihr bei der Abwicklung mit Eurer Versicherung.
  • Wenn möglich, zieht das tote Tier nur mit Handschuhen (aufgrund von Viren, Tollwutgefahr) an den Fahrbahnrand, um weitere Wildunfälle zu vermeiden. Entfernt tote Tiere niemals vom Unfallort, damit macht Ihr euch der Wilderei strafbar!
  • Fasst noch lebende Tiere niemals an, überlasst das dem Förster oder Jäger.
  • Merkt euch, wenn möglich, die Fluchtrichtung des Tieres. Dies kann eine große Hilfe für den Förster oder Jäger sein.
  • Verlasst den Unfallort nicht, solange nicht alles durch die Polizei und Förster aufgenommen wurde.

Wird ein verletztes Tier nach einem Wildunfall nicht gemeldet, droht eine Anzeige wegen Tierquälerei. Dies kann zu Bußgeldern von bis zu 50.000 Euro führen. Es ist deshalb ratsam, den Sachverhalt direkt vor Ort abzuklären.

Wildunfall mit dem Auto - Wer zahlt? Reicht beim Wildunfall meine Teilkasko aus?

Nach dem Wildunfall habt Ihr eine fünftägige Frist Euch mit dem Vorfall bei Eurer Versicherung zu melden. Dazu benötigt Ihr das Unfallprotokoll der Polizei, sowie die oben genannte Wildschadensbescheinigung des Försters. Eigene Fotos des Unfallortes und der Beschädigungen können dabei auch sehr hilfreich sein. Zu beachten ist dabei, dass die Fotos direkt am Ort des Geschehens, unmittelbar nach dem Wildunfall, gemacht werden sollten.

Eine reine Haftpflichtversicherung deckt einen Wildunfall nicht ab, da diese nur Fremdschäden übernimmt. Solltet Ihr vor dem Wildunfall eine Teilkasko Versicherung abgeschlossen haben, so seid Ihr in der Regel auf der sicheren Seite. Schäden, die nicht eindeutig einem Wildunfall zugewiesen werden können, werden durch eine Vollkasko Versicherung abgedeckt.

Kann ich einen Wildunfall nachträglich melden?
Der Schreck ist oftmals sehr groß, sodass der Anruf bei der Polizei vergessen wird. Im Fall eines Wildunfalls ist ein nachträgliches Melden grundsätzlich möglich. Euch wird daraufhin ein nachträglicher Unfallbericht und eine Wildschadensbescheinigung erstellt, mit denen Ihr euch anschließend bei Eurer Versicherung melden könnt. Ratsam ist es jedoch, den Vorfall direkt am Unfallort zu melden.

Ein Wildunfall kann uns allen passieren, denn Wildtiere kennen leider keine Verkehrsregeln. Die Entscheidungsgewalt liegt bei uns Menschen. Die Autohersteller arbeiten inzwischen an Lösungen in Form von Notbrems-Assistenten, die im richtigen Moment reingreifen und einen Schaden möglichst gering halten sollen. Leider sind diese Systeme noch nicht ausgereift, denn es spielen sehr viele Faktoren bei einer Notbremsung eine Rolle.

Es liegt also an uns und unserem Fahrstil, einem Wildunfall zu vermeiden. Und sollte es doch passieren, wisst Ihr nun, wie richtig damit umzugehen ist. Wir wünschen euch eine gute und sichere Fahrt!

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